Wir sind jetzt über ein halbes Jahr unterwegs. Hier eine Zwischenbilanz:
– Langzeitreisen ist nicht wie Urlaub. Im Urlaub will man von zuhause möglichst wenig wissen. Auf unserer Reise kommen die Verpflichtungen in Bonn mit. Wir haben einen Modus gefunden, wie wir alles miteinander verbinden können. Das mussten und müssen wir aber erstmal lernen. Langzeitreisen ist viel anstrengender als gedacht.
– Viele Überlegungen sind langfristiger. Wir gehen z.B. vorsichtiger mit unserer Ausrüstung um, da sie ein Jahr halten muß. Wir können auch nicht 1 Jahr auf Salat und Vitamine aus Angst vor Keimen verzichten. Wir sind auch sparsamer als im Urlaub.
– Es wird uns viel mehr bewusst, wie gut wir es zuhause in Bonn haben: Trinkwasser aus dem Hahn, angenehmes, mildes Wetter, gute Straßen, unsere Lieblingsspeise jederzeit verfügbar, etc. Aber auch, wie leicht es zuhause ist, unsere Freunde zu treffen.
– Nach einigen Monaten verliert sich das Gefühl des leisen Wartens: „Bald geht es wieder nach Hause“, „Nächste Woche ist alles wieder normal“. Das Wort „normal“ verliert an Bedeutung. Wir lernen, uns stärker auf die lokalen Gegebenheiten einzulassen. Im Urlaub kann man vieles eine zeitlang „ertragen“. „Ertragen“ geht langfristig aber nicht. Wir sehen eher das Positive und halten uns nicht lange mit Negativem auf. Jammern und Hadern würde vermutlich dazu führen, dass wir unsere Reise abbrechen würden.
– Das letzte halbe Jahr dürfte unseren Charakter ordentlich verdorben haben: So viele schöne Dinge erleben zu dürfen. Da wird uns der Alltag in Deutschland bestimmt schwer fallen.
– Die Denkweise wird globaler. Deutschland und Europa sind nicht mehr so stark das Zentrum der Welt. In Asien gibt es z.B. kaum Vorschriften. Das erleichtert den kleinen Leuten den Markteinstieg. Es fällt uns auf, wie sehr wir Westler unsere Werte auf andere Länder übertragen. Und wenn andere unsere Werte nicht annehmen wollen, dann heißt es: „Sie sind noch nicht so weit“.
– Wir lieben Asien. Hier werden wir von den Menschen auf Händen getragen. Die Hilfsbereitschaft, aber auch die Offenheit der Leute ist enorm! Den Asiaten ist der zwischenmenschliche Kontakt viel wichtiger als uns Europäern. Sie jammern und beschweren sich nur selten, sondern finden sich mit ihrer Situation ab. Das heißt aber nicht, dass sie nicht versuchen, die Situation zu verbessern. Wir sind gespannt, wie die Mentalität in anderen Teilen der Welt ist.
– Wir haben in Asien 200 Tage verbracht. Das hat (für uns beide zusammen) insgesamt 15.120,- Euro gekostet, also ca. 75,60 Euro pro Tag, inklusive aller Flüge, Visa, Unterkünfte, Essen, Unternehmungen, Besichtigungen und sonstiger Kosten.
– Unsere Reise holt uns aus der Komfortzone. Wir müssen uns ganz ordentlich strecken und dazulernen. Die besten Erfahrungen machen wir, wenn wir dem nicht ausweichen.
– Wir sind sehr dankbar für die viele Unterstützung, die wir von zuhause erfahren. Besonders dankbar sind wir den vielen guten Geistern, die uns von Bonn aus unterstützen und denjenigen, die uns gelegentlich schreiben.