Also wirklich! Eine Parade als Empfang in Bolivien wäre nicht nötig gewesen:
Wir reisen von Argentinien nach Tupiza (Bolivien) um an einer 4-Tagestour durch die bolivianische Hochebene zwischen den West- und Ost-Anden teilzunehmen. Tupiza liegt 2850m über dem Meerespiegel und gibt uns weitere Gelegenheit, uns an die Höhe zu gewöhnen.
In der Gegend von Uyuni fällt überraschend Schnee und die Tour wird verschoben. Also bleiben wir einen Tag länger in Tupiza. Der Gastgeber unseres Hostels fährt uns als Trost auf einen nahegelegenen Aussichtspunkt. Damit wird unser bisheriger Höhenrekord abermals überboten.
Am nächsten Tag geht es dann endlich los. Wir fahren mit einem super-netten finnischen Pärchen in einem Geländewagen in die Hochebene. Mit dabei sind ein Fahrer/Guide und eine Köchin. Wir übernachten in einfachsten Verhältnissen und bei Eiseskälte. Tagsüber ist es ungefähr 9 Grad warm, aber nachts fällt die Temperatur auf -10 Grad. Trotz geliehender Schlafsäcke und 3-facher Bettdecken ist Frieren angesagt. Unsere erste Nacht verbringen wir auf 4500m Höhe. Hier bringen uns schon kleinste Anstrengungen aus der Puste.
Nachts präsentiert sich uns ein spektakulärer Sternenhimmel! Wir können sehen, wie sich die Milchstraße über den gesamten Horizont erstreckt. So viele Sterne auf einmal haben wir noch nie gesehen. Allein dafür hat sich die Tour schon gelohnt! Wir werden versuchen, davon ein Foto nachzuliefern.
Die Ebene zwischen den beiden Gebirgsketten ist teilweise so extrem flach, dass wir das erste Mal in unserem Leben Fatamorganas live erleben können:
In der Ebene werden verschiedene Mineralien abgebaut – der Haupterwerb der Bewohner hier.
Diese Tiere dienen ebenfalls zum Erwerb der Bewohner:
Der Weg zu den Geysieren ist vereist, so dass unserer Fahrer erst einen neuen Weg suchen muss.
Hier verbringen wir eine knappe halbe Stunde (kurzzeitig kann man sich in großer Höhe aufhalten, ohne höhenkrank zu werden, problematischer sind Übernachtungen):
Einer der Höhepunkte unserer Tour ist die Laguna Colorada. Die rote Färbung kommt durch Algen, die offensichtlich prächtig in dem See gedeihen.
Die hier lebenden Flamingos sind normalerweise weiß. Die Farbe ihres Gefieders ändert sich aber mit der Nahrung, die sie aufnehmen:
Wer hier in der Hochebene steckenbleibt, hat ein Problem: Es kommt nur selten ein Auto vorbei, es gibt keinen Mobilfunk und sobald die Sonne weg ist, wird es ca. -15 Grad kalt, so dass Erfrierungsgefahr droht. Auch die Morgensonne kann nicht alles Eis schmelzen.
Am Nachmittag vor der letzten Übernachtung nahe der Salzwüste „Salar de Uyuni“ kaufen und probieren wir Quinoa-Bier (es gibt auch noch Kaktus- und Cocabier), denn die Flaschen kann man später gut für Fun-Fotos gebrauchen.
Der nächste Tag beginnt dann mit einem spektakulären Sonnenaufgang in der Salzwüste.
Den letzten Tag unserer Tour verbringen wir in der Salzwüste „Salar de Uyuni„, der größten Salzebene der Welt. Vorher werden wir in einem Salzhotel einquartiert. Wände, Tische und Bänke sind aus Salz. Die Bolivianer wissen, wie man Touristen anlockt 🙂
Am späten Abend fahren wir ein Stück in die Wüste, um nochmals den Sternenhimmel zu sehen und Fotos davon zu machen. Hoffentlich können wir diese später nachreichen. Der Sternenhimmel sieht nämlich wirklich fantastisch aus! Dann geht es nach wenigen Stunden Schlaf um ca. 5 Uhr morgens bei klirrender Kälte in die Wüste zu einem Berg in der Mitte, der Isla Incahuasi. Dort erleben wir einen spektakulären Sonnenaufgang.
Es ist so kalt, dass unsere Kleidung nicht ausreicht. Wir hüllen uns zusätzlich in die geliehenen Schlafsäcke.
Wir haben uns mit dem Finnischen Pärchen angefreundet. Zusätzlich haben wir zwei Franzosen (Brüder) kennengelernt, die in zwei Jahren mit dem Fahrrad von Kanada (Québec) nach Ushuaia (in Südargentinien) unterwegs sind. Die beiden beeindrucken mich (Sabrina) sehr. Nicht nur, dass sie tausende von Kilometern mit dem Fahrrad zurücklegen, sie schlafen auch noch im Zelt. Bis auf den Verkehr und den ein oder anderen bissigen Hund, haben sie in allen Ländern bisher gute Erfahrungen gemacht. Zwischendurch werden sie von ihren tapferen Eltern besucht, die französischen Käse mitbringen (den sie mit uns teilen). Deswegen haben sie jetzt den Spitznamen „Los Amigos con Queso“.
Das Salz ist von dem getauten Schnee vor zwei Tagen mit einer dünnen Schicht Wasser bedeckt, so dass man Fotos mit den Reflektionen machen kann. Trockene Stellen eignen sich für andere Fun-Fotos 🙂
Fun in der Salar de Uyuni
Diese viertätige Tour gehört zu unseren Highlights der bisherigen Reise. Zwischendurch kommen mir (Sabrina) sogar die Tränen, weil ich das, was wir hier sehen und erleben dürfen, gar nicht richtig begreifen kann. Es ist aber auch sehr anstrengend und wir freuen uns nun auf ein bisschen Erholung 🙂
In Uyuni, am Ende unserer Tour, nehmen wir den Bus nach Potosí auf über 4000m Höhe, um dort am nächsten Tag eine Silbermine zu besuchen.
Es wird (oder wurde) Silber, Blei und Zinn abgebaut. Die Gänge sind oft sehr niedrig und wir müssen oft klettern.
Für unseren Guide Antonio ist der Minengott Tío (Gott der Unterwelt) das wichtigste. Bevor wir in die Mine gehen, kaufen wir für die Arbeiter „Geschenke“: Kekse, Saft, Zigaretten, Kokablätter und 96%(!) Alkohol. Es ist nämlich wichtig, dass dem Minengott ordentlich gehuldigt wird. Dieser ist ein mit Girlanden verzierter, modellierter Erdklumpen. Das besondere ist ein großer Penis – Zeichen für die Fruchtbarkeit (d.h. Ergiebigkeit) der Mine. Antonio „opftert“ dem Gott, indem er erst genüsslich ein paar Kokablätter kaut, den Rest vor den Gott streut. Dann braucht der Gott eine Zigarette, von der Antonio ein paar kräftige Züge inhaliert und sie dann Tío in den Mund steckt. Zum Schluss werden Hände, Füße und der Penis mit dem 96%-igen Alkohol begossen, wobei Antonio auf keinen Fall vergisst, sich ebenfalls einen Schluck zu genehmigen. 🙂 Er erklärt, dass solche Götter in den Minen als eine Art religiöser Widerstand der Minenarbeiter gegen die damaligen spanischen Unterdrücker verstanden werden.
Uns scheint in dieser Mine nicht mehr viel gearbeitet zu werden. Antonio stammt aus einer Minenarbeiter-Familie, hat aber nach 5 Jahren Bergbau zum Tourismus gewechselt. Jetzt führt er zweimal täglich Touristen durch diese Mine.
In dem Bus ist es sehr voll und wahrscheinlich fährt er langsamer als wir zu Fuß brauchen würden. Aber die Einheimischen sind entgegen dem, was wir so alles vorher gelesen haben, unglaublich nett und hilfsbereit. Zumindestens war es die erste Busfahrt, bei der mir (Sabrina) von einer älteren Dame die Wange getätschelt wurde 🙂
Nach der angestrengenden Tour durch die Salzwüste und der anschließenden Besichtigung der Mine erholen wir uns in Sucre.
Die Innenstadt ist blitzsauber. Überall schöne, weiße Häuser. Wir kommen uns gar nicht wie in Bolivien vor. Außerdem gibt es vom Templo de San Felipe de Neri aus einen wunderschönen Blick über die Dächer von Sucre (Assassin’s Creed läßt grüßen).
Am Stadtrand von Sucre gibt es Dinosaurier-Fußabdrücke. Die muss ich (Martin) unbedingt sehen! Ein Zementwerk hat eine ehemals waagerechte Platte eines prähistorischen Seeufers abgetragen, bis Saurierspuren zum Vorschein kamen. Heute betreibt die Firma dort einen kleinen Saurierpark:
Am nächsten Tag geht es nach Samaipata, einem kleinen, schön gelegenen Dorf mit ein paar Aussteiger-Gringos. Dort besichtigen wir El Fuerte, wo die Incas gewohnt und ihre religiösen Rituale abgehalten haben. Wir verbinden die Besichtigung mit einer kleinen Wanderung durch die Berge zurück ins Dorf.
Von Samaipata nehmen wir den Bus nach Cochabamba, wo wir Heike besuchen. Die Stadt ist untouristisch und hat auch nicht viel zu bieten (außer frischen Kokosnüssen, die wir seit Asien sehr vermissen). Der Besuch ist aber dennoch sehr schön und wir freuen uns über diese besondere Verbindung.
Dann geht es weiter mit dem Bus nach La Paz. Eigentlich sollte die Busfahrt ca. 7-8 Stunden dauern, aber es kommt zu einer in Bolivien recht häufigen Blockade. Im Rahmen einer Protestaktion wird ein großer Steinhaufen auf die Straße geworfen und die Straße somit unpassierbar gemacht. Statt 7-8 Stunden, dauert die Fahrt also 13 Stunden. Wir kommen im Dunkeln, bei Kälte und strömendem Regen in La Paz an. Naja, nicht jeder Tag kann schön sein 😉
Dafür erleben wir dann drei wunderschöne Sonnentage in La Paz. Eine Besonderheit ist der Teleférico. Dieses Seilbahn-System bietet schnellen Transport durch die Stadt mit traumhafter Aussicht.
Die in den Talkessel und die Berghänge gebaute Stadt hat eine einmalige Anlage.
La Paz, Panorama
Den Ausflug nach Tiwanaku finden wir unbegeisternd. Es gibt ein paar Inca-Ruinen und Statuen, die aber die lange Anfahrt unserer Meinung nach nicht lohnen. Aber Bob kennenzulernen, ist es uns allemal wert! 🙂
Die Incas hatten in Tiwanaku auch ein Observatorium. Die an den Stäben in der Mitte und den Figuren an den Umfassungsmauern auftretenden Schatten konnten ihnen den Stand der Gestirne anzeigen.
Wir nutzen die Gelegenheit und besuchen ein veganes Fine-Dining Restaurant. Das 5-Gänge Menu ist ein wahrhaft kulinarisches Erlebnis! Bei jedem Gang kommt die Köchin selbst an den Tisch und erklärt die Zusammensetzung des Gerichts.
Die süßeste Müllabfuhr der Welt
Uns gefällt La Paz sehr!
Auf dem Weg nach Peru liegt Copacabana auf knapp 4000m Höhe. Hier kommen jede Menge Touristen hin, um sich die Isla del Sol anzuschauen. Die Einheimischen kommen am Wochenende hier her, um sich ihre Autos segnen zu lassen (dann kann man nämlich fahren wie man will und ist trotzdem vor Unfällen geschützt) und Tretboot-Schwan zu fahren.
Dass wir jemals über den Titicaca See schippern würden, hätten wir auch nicht gedacht. 🙂 Auch wir fahren zur Isla del Sol. Hier gibt es einen wunderschönen Aufstieg zum Dorf Yumani, einen Aussichtspunkt über den Titicaca See und die Ruine eines Sonnentempels der Incas.
Der Titicaca See mit der Isla del Sol ist für uns ein weiteres Highlight in Bolivien. Ich (Sabrina) wäre gerne noch viel länger auf der Insel geblieben.