Nach Asien und Neuseeland treffen wir hier in Südamerika auf eine völlig andere Kultur.
Wir quartieren uns in Buenos Aires in San Telmo, einem schönen Viertel mit vielen kleinen Läden und Bistros, ein. Nach Neuseeland haben wir hier eine 15-stündige Zeitverschiebung in die Vergangenheit (das bedeutet 9 Stunden Jetlag).
Buenos Aires hat quasi mitten in der Stadt ein Naturschutzgebiet.
Der Friedhof La Recoleta besteht aus Mausoleen der spanischen, herrschenden Schicht vor ca. 200 Jahren. Teilweise sind die Gräber verfallen und offen und verleihen dem Friedhof etwas gespenstisches. Hier laufen heute zwei Jetlag-geplagte Zombies herum. 🙂
Eines der interessantesten Viertel ist La Boca, im Süden von Buenos Aires, eine ehemalige Hafengegend, in der viele Arbeiter-Einwanderer in ärmsten Bedingungen lebten. Hier wuchs auch der Maler Quinquela Martín auf, der, nachdem er selbst zu Wohlstand kam, viele Kunst- und Wohltätigkeitsprojekte in diesem Viertel gründete und finanzierte. Heute ist La Boca immer noch ein Arbeiterviertel, aber auch ein Künsterviertel – und sehr touristisch.
La Boca ist auch einer der Entstehungsorte des Tango. Man kann sich mit ruchlos verkleideten Mädels in Tangopose fotografieren lassen.
Auch „la Bombonera“ (die Bonbon-Dose), das Stadion der Boca Juniors, für die auch Diego Maradona spielte, steht in la Boca. Wir hören hier natürlich die Geschichte vom Tor von der Hand Gottes. 🙂 Heute gibt es immer noch eine Rivalität zwischen dem reichen Fußball-Club im Norden (den „Millionären“) und den Boca Juniors, die stolz den Namen „die Scheißeschaufler“ tragen.
An die Zeit der Herrschaft der Militärjunta erinnert diese Wandmalerei, die die Madres de Plaza de Mayo darstellt.
Wir essen typisch argentinisch mit Steak und Wurst. Leider ist es hier auch winterlich kalt. Dagegen müssen wir unbedingt etwas unternehmen!
Uns erwartet eine 18 Stunden Busfahrt von Buenos Aires nach Iguazu. Die Fahrt geht erst abends los, so dass wir noch Zeit haben, uns Tigre anzusehen. Tigre liegt am Paraná Delta, einer Landschaft mit vielen kleinen Inselchen. Hier fahren die Bewohner von Buenos Aires gerne übers Wochenende hin. Es gibt viele nur über den Wasserweg erreichbare Ferienhäuser. In Tigre herrscht allgemeine Vergnügungspark-Atmosphäre.
Uns bleibt genügend Zeit für eine kleine Bootsfahrt.
Am Abend steigen wir dann in einen äußerst luxuriösen Bus mit Toilette, warmer Verpflegung und Sitzen, die man zum Schlafen fast ganz umklappen kann – und 18 Stunden später wieder aus 🙂 So bequem ist unser Höllenritt im Bus noch nie gewesen.
Die Iguazu Wasserfälle bilden das größte Wasserfallsystem der Welt – und wir haben das Glück sie besuchen zu können! Man kann sie von der argentinischen und von der brasilianischen Seite aus bewundern. Wir entscheiden uns für die argentinische Seite, da hier mehr von den Fällen zu sehen ist. In Argentinien sind in dem Areal um die Wasserfälle Stege und Aussichtsplattformen gebaut, so daß man die spektakulären Aussichtspunkte überhaupt erreichen kann. Wir gehen erst den „unteren“ Weg, dann den „oberen“ und zum krönenden Abschluss zum Teufelsschlund.
Auf dem Weg schlawinern immer wieder Coatis um uns herum, die wissen, dass von den Touristen gerne mal ein Happen abfällt.
Der Rio Iguazú bildet vor den Fällen eine breite Seenlandschaft und fällt dann 60-80m tief in eine Schlucht:
Der Höhepunkt ist der Teufelsschlund. Hier stürzen an der engsten Stelle die Hauptwassermassen in die Tiefe. Während wir auf der Aussichtsplattform stehen, haben wir Mühe, dieses gewaltige, wunderschöne Naturschauspiel zu erfassen.
Die Iguazu Wasserfälle
Am nächsten Tag besuchen wir noch die „Triple Border“, die 3-fach Grenze von Argentinien, Paraguay und Brasilien.
An der Triple Border gibt es abends eine Lichtershow. Als wir ankommen, werden zur feuchten Überraschung der Besucher gerade die Fontänen getestet 🙂
In Ituzaingó sind wir weit und breit die einzigen „westlichen“ Touristen. Hier buchen wir eine Tour durch das Naturschutzgebiet „Parque Iberá„. Diese Wetlands sind das zweitgrößte Feuchtgebiet der Welt mit einer erstaunlichen Biodiversität. Wir fahren in einer Gruppe mit mehreren Geländewagen.
Besonders häufig anzutreffen sind die Capybara, eine Art Riesenmeerschwein. Sie haben (fast) keine Angst vor uns und fast immer ist auch ein Vogel dabei. Offensichtlich gibt es im Fell der Tiere reichlich Nahrung.
Wir werden mit einem guten Mittagessen verpflegt und die Gruppe sitzt auch später noch bei Kaffee und Kuchen zusammen. Auf Geselligkeit scheint man in Südamerika wert zu legen.
Es gibt ca. 300 Vogelarten in dem Nationalpark. Momentan läuft gerade ein Programm zur Wiedereinführung der Grünflügelaras, die leider auf der roten Liste stehen.
In Corrientes machen wir Halt, um von da aus die nächste Höllenbusfahrt über Nacht nach Salta zu nehmen. Aber wir haben Schwierigkeiten Unterkünfte zu finden, da in Argentinien gerade Winterferien sind. Daher bleiben wir erstmal hier. Außer in unserem Hostel (wo es ein paar Franzosen gibt), sind wir weit und breit die einzigen ausländischen Touristen.
Corrientes ist ein schönes Städtchen mit einer Promenade am Rio Paraná. Dort verbringen die Einwohner am späten Nachmittag (nach der Siesta von 13-17 Uhr) ihre Freizeit.
Überhaupt: Siesta ist wichtig! Von 13 – 17 Uhr sind die Straßen, wie ausgestorben. Viele Läden haben geschlossen, aber dann:
Wie in anderen Argentinischen Städten auch, gibt es immer wieder Wandmalereien, teilweise, wie hier Reliefe:
Unsere Reise ist momentan schwieriger als gedacht. In den vergangenen drei Wochen haben wir 4(!) mal Leute getroffen, die English konnten: 2 mal Airbnb Gastgeber, das Mädel von Movitel, wo wir eine SIM Karte kaufen (was ohne ihre Hilfe äußerst schwierig geworden wäre) und ein Junge im Supermarkt, der sein Englisch ausprobieren will.
Wie gut, dass wir in Neuseeland einen Michel Thomas Spanisch Crashkurs (sehr zu empfehlen!) gemacht haben. Damit – und mit google translate – schlagen wir uns durch. Die Argentinier sind aber wirklich nett. Wenn wir unser Spanisch versuchen, erhellen sich die Gesichter und über uns ergießt sich ein Wortschwall 🙂
Wir steigen in einen öffentlichen Bus ins Zentrum von Corrientes und halten dem Fahrer Geld hin. Der schüttelt den Kopf. „Ihr braucht eine Karte zum Aufladen!“ Die haben wir nicht. Da der Fahrer uns nicht rauswirft, fahren wir also ein Stück mit ohne zu bezahlen. Eine Passagierin: „OK, ich schenke euch zwei Tickets und hält die Karte vor den Entwerter.“ Nach vielen (uns unverständlichen) Erklärungen schenkt sie uns ihre Karte. Cool! „Muchas gracias!“ Jetzt noch herausfinden, wo wir sie für die nächste Busfahrt aufladen können. Im Kiosk dann „¿Podemos carger esta tarjeta aquí?“ (können wir diese Karte hier aufladen?). Das sorgt für weitere Hilfe: „Wo wollt ihr hin? – Aha, das kostet 20 Pesos und ihr müsst da und da hingehen…“ Keine Ahnung, was dieser Wortschwall wieder bedeutet, aber er zeigt auf den Busbahnhof 🙂 Dann lädt er unsere Karte auf.
Die Höllenbusfahrt geht übrigens nicht nach Salta, sondern nach San Miguel de Tucumán. In Corrientes ist an diesem Wochenende alles ausgebucht und in Salta erst wieder eine Unterkunft ab dem 23.7. frei.
In San Miguel de Tucumán findet gerade eine Aufführung zu verschiedenen historischen Ereignissen statt und es werden Kleidung und Tänze zu Zeiten der Unabhängigkeitserklärung von den Spaniern (ca. 1810) aufgeführt. Alle Passanten können mitmachen.
Die supernetten Gastgeber unserer Airbnb Unterkunft organisieren für uns einen Ausflug in die nahe gelegenen Berge.
Eigentlich gäbe es hier Paraglider, aber die kommen erst später, oder doch nicht? 🙂
Wir kommen an einem Gedenkwald für die verschwundenen Personen der Militärdiktatur vorbei.
und an einer Jesus-Statue – verdächtig ähnlich den Buddha-Statuen in Asien, bis auf die Haltung der rechten Hand.
Juan arbeitet als Taxifahrer und Wachmann in dem Gebäude, wo wir unterkommen. Zum Abschied gibt es herzliche Umarmungen. Wir mögen die Argentinier für ihre Warmherzigkeit.
Wir waren heute kurz in Deutschland. Es hat sich stark verändert.
Wenn das so aussieht, dann kommen wir nicht zurück!
Wir quartieren uns in Salta…
…in einem schönen Hostel ein…
…und mieten 2 Tage später ein Auto, um die Gegend südlich der Stadt Salta zu erkunden. Unsere Route führt durch fantastische Landschaft nach Cafayate, wo wir eine Nacht bleiben.
Hier gibt es so charakteristische Felsformationen, dass sie Namen haben. An der ersten nehmen wir zwei Anhalterinnen mit. Sie sind Souvenierverkäuferinnen und fahren jeden Tag die Strecke von Cafayate bis hierher (ca. 30km). Sie sind es gewohnt, per Anhalter zu fahren und erklären uns die Bergformationen auf dem Weg.
Panflöte in el Anfiteatro
Cafayate ist ein schnuckeliges Dorf. Hier fahren die Argentinier gerne in den Ferien hin, unter anderem weil es dort den „besten Wein der Welt“ gibt.
Zwischen Cafayate und Cachi fahren wir ca. 130km Piste. Reifenwerkstätten scheinen oft gebraucht zu werden.
Auf einem „Berg“ nahe der Straße begegnen wir einer Trommlerin aus Buenos Aires. Sie liebt die Ruhe hier und die gute Akustik.
Wir kehren zum Mittagessen in Angastaco ein.
„Hey Sabrina, ich habe was zu Essen bestellt. Es gibt zwar keine Speisekarte, aber die Kellnerin hat mir die Speisen aufgezählt. Ich habe alles verstanden und eine Spaghetti Carbonara bestellt. Komisch nur, dass die anderen neben uns lokale Gerichte essen. Die hat sie mir gar nicht angeboten.“
Verblüffend, was man alles aus Kaktusholz machen kann:
Wir nehmen eine Tramperin aus Buenos Aires von Cachi mit zurück nach Salta.
Dann geht es über einen Pass. Hier überbieten wir mit 3457m Höhe sogar unseren Rekord in Nepal (Mohare Danda, 3300m).
Dann geht es zurück in die Stadt Salta.
Unsere Reise nach Norden führt uns durch beeindruckende Landschaft und mehrere kleine Orte, die immer höher liegen und uns so auf die Höhe in Bolivien vorbereiten.
Tilcara, auf ca. 2500m Höhe. Hier bleiben wir zwei Nächte:
Tilcara war zu Zeiten der Incas ein wichtiges Zentrum.
Humahuaca, auf ca. 3000m Höhe. Hier bleiben wir eine Nacht:
Es gibt Zeitgenossen, die würden diese Landschaft „Dry Top“ oder „Silverwastes“ nennen 🙂
Dann eine Nacht in La Quiaca, auf ca. 3500m Höhe:
Morgen werden wir zu Fuß über die Grenze nach Bolivien laufen.