Der Weg nach Kambodscha an einem der korruptesten Grenzübergänge gestaltet sich sehr einfach. In Laos kann man gegen $10 alles von einem „Service“ übernehmen lassen und muß nur noch den Pass mit fertigem Visum entgegen nehmen. So erreichen wir Kambodscha schneller und leichter als gedacht.
Kratie ist eine kleine Stadt am Mekong, vorgelagert die Insel Koh Trong mit Landwirtschaft.
In Kambodscha (und auch Laos und Myanmar) gibt es neben normalen Tankstellen auch improvisierte mit Behälter und Gartenschlauch für den Notfall:
In Kampi nahe Kratie gibt es eine Art Freibad im Mekong.
Dann geht es weiter nach Kompong Cham. Hier ist einiges mehr los.
In Kampong Cham gibt es die längste Bambusbrücke der Welt (die längste Holzbrücke der Welt kennen wir ja aus Myanmar). Sie wird jedes Jahr vom Monsun weggeschwemmt und nach der Regenzeit wieder aufgebaut.
Die Menschen in Kambodscha sind sehr offen und freundlich. Oft werden wir angesprochen und erleben tolle Begegnungen.
In Kampong Cham ist abends am Mekong richtig was los:
Federfußball und Aerobic
Hier der Wikipedia Artikel zu Federfußball.
Wir sitzen im Minibus von Kratie nach Kampong Cham dicht gedrängt. Ich (Martin) schaue auf dem Handy die curry-collection Seite an. Als ich beim Video über „Cinéma Tuk-Tuk“ ankomme, greift eine Hand von rechts nach meinem Handy und drückt „Play“. Mein Nachbar ist neugierig und wir schauen zusammen das Video. Er will noch mehr Bilder unserer Reise sehen. Dann schauen wir Bilder auf seinem Handy. Er kann kein Wort Englisch und ich kein Wort Khmer. Die Bilder zeigen wie er aus großen Baumwurzeln Figuren gestaltet. Dazwischen ist ein Bild von einer Frau.
Ich zeige auf das Bild. Er gestikuliert: „Das ist meine Frau, aber sie ist gestorben“. Er macht durch verschiedene Gesten unmissverständlich klar, dass sie jetzt tot ist. Geste zu den Augen: Er hat geweint. Dann zeigt er auf sein Herz. Sie lebt jetzt in seinem Herzen. Er zeigt Fotos, wie sie vor seinem Haus mit Infusionen auf einer Bank liegt. Dann zeigt er weiteres Foto von seiner Familie: Er zählt 1-2-3-4 Kinder, die Nummer 5 daneben, seine Frau, ist jetzt weg.
Wir sitzen eine Weile zusammen und betrachten diese Bilder – ohne Worte. Dann kommen wir an seinem Zielort an. Er packt schnell seine Sachen. Er hat einen großen Sack mit unbekanntem Gemüse dabei. In letzter Sekunde greift er in den Sack und drückt mir zum Abschied eine Art Rüben in die Hand:
Nachdem wir 2 Tage die Rüben getragen haben, erfahren wir, dass man sie leicht pellen und roh essen kann. Sie heißen Jicama und schmecken lecker und süß.
In Phnom Penh besuchen wir das Tuol Sleng Genozid Museum. Unter der Schreckensherrschaft der Roten Khmer von 1976 bis 1979 starben vermutlich bis zu einem Viertel der Bevölkerung Kambodschas durch Hinrichtungen, Nahrungsmangel und Krankheiten. Es gab mindestens 150 Hinrichtungs- und Folterzentren, wie diese Schule, die zu einem solchen Zentrum umfunktioniert wurde.
In den Gebäuden wird uns drastisch vor Augen geführt, welche Methoden die Roten Khmer anwandten – nichts für sensible Gemüter.
Es wird ganz offensichtlich Wert darauf gelegt, genau zu dokumentieren, wer die Opfer und wer die Täter waren. Da eine derart große Zahl an Menschen zu Tode gekommen ist, gibt es praktisch keine Familie in Kambodscha, die nicht betroffen ist.
Die Folterknechte von Tuol Sleng wurden oft selbst zu den Gräueltaten gezwungen und leben zum Teil heute noch, z.B. in einer Dorfgemeinschaft, in der die Bewohner um die Vergangenheit der Leute wissen, die Täter aber heute irgendwie in die Gemeinschaft integriert sind.
In einigen Räumen gibt es Fotos von Opfern, die heute noch leben und sich bereit erklärt haben, über die damalige Zeit zu sprechen:
In Tuol Sleng gibt es täglich ein halbe Stunde, wo sich Besucher mit Überlebenden treffen können. Wir bewundern den Mut, den die Überlebenden haben, sich auf diese Weise im Dialog mit Besuchern mit der Vergangenheit auseinander zu setzen.
Wir verlassen das Museum mit großer Dankbarkeit, dass wir heute in besseren Zeit leben dürfen.
In Phnom Penh übernachten wir mit Airbnb bei Pawel und Ania aus Polen. Pawel ist Architekt für eine schwedische Baufirma. Die Beiden leben seit 3 Jahren in Phnom Penh. Wir können auf diese Weise das Leben der sogenannten Expats kennenlernen.
Da Phnom Penh klar im 21. Jahrhundert angekommen ist und Kambodscha eines der am stärksten wachsenden Länder der Region ist, kann Pawel sich als Architekt hier verwirklichen.
Seine Freundin lädt uns auf eine Bootstour auf dem Mekong ein.
Wir nutzen unseren Aufenthalt in dieser modernen Stadt, um ins Fitnessstudio zu gehen und eine überfällige Mission zu erfüllen:
In Laos erreicht uns eine Rückruf-Aktion für Martins Laptop wegen Brandgefahr. Es muß auf lose Schrauben unter dem Akku überprüft werden. Hierzu brauchen wir eine große Stadt mit entsprechender Lenovo Vertretung. Die gibt es in Phnom Penh. Als wir dort ankommen, treffen wir aber leider nur einen schlafenden Wachmann an. Der Laden ist (wegen Weltfrauentag) geschlossen. Pawel empfielt, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Wir kaufen im Baumarkt einen Satz Schraubendreher und prüfen die Schrauben selbst. Stefan, bitte das folgende Foto NICHT angucken! 🙂
Zumindest am Laptop ist jetzt keine Schraube mehr locker 🙂
Wir fahren nach Kep ans Meer.
Nahe Kep / Kampot gibt es einen Berg, der die Luft vom Meer aufhält, so dass das Klima hier besonders feucht ist. Ideal zum Pfefferanbau.
Wir probieren frischen, grünen Pfeffer, getrockneten schwarzen und roten Pfeffer, sowie weißen Pfeffer. Roter und schwarzer Pfeffer entsteht durch unterschiedlich lange Trocknungszeiten. Beim weißen Pfeffer wird die Schale vor der Trocknung entfernt. Der Pfeffer aus dieser Gegend wird übrigens unter dem Namen Kampot Pfeffer gehandelt.
Wir besichtigen noch zwei Höhlen in der Nähe von Kampong Trach.
Kinder zeigen uns die zweite Höhle. Sie haben großen Spaß daran, sich mit Sabrina zu fotografieren.
Wieder näher am Meer wird Salz gewonnen…
…und Meeresfrüchte verkauft.
Kampot ist auch ein hübschen Städtchen. Dort machen wir eine Bootstour auf dem Fluß Praek Tuek Chhu.
Am nächsten Tag geht es mit dem Scooter auf den Bokor Hill.
Dies ist übrigens nicht unser Moped.
Neben Kolonialbauten gibt es auf dem Gipfel eine Kirche.
Für uns das schönste auf Bokor Hill sind die 100 Rice Fields, ein großes Feld mit scheinbar regelmäßigen Steinformationen, die die Bewohner mit Steinmännchen geschmückt haben:
In Kompong Chhnang lassen wir uns durch das schwimmende Dorf rudern. Es befindet sich auf dem Fluss Tonle Sap und wird von vietnamesischen Einwanderern bewohnt.
Man beachte, dass es 35 Grad ist. Bloß nicht zu dünn anziehen 🙂
Überall in Südostasien gibt es mittlerweile Plastikflaschen-, Papp- und Altmetall-Recycling – selbst hier auf dem Wasser:
Wie man das wohl wieder auseinander frickelt?
Während des Monsuns steigt der Wasserspiegel um bis zu 8 Meter. Daher sind die Häuser am Ufer entsprechend gebaut:
In Battambang besuchen wir eine Show der Phare Ponleu Selpak Zirkus- und Kunstschule. Sie bietet Kindern kostenlosen Unterricht an und finanziert dies durch die Shows. Dort treten junge Artisten auf. Man nimmt sich gerne selbst auf die Schippe:
Show des Phare Ponleu Selpak Zirkus
Wir buchen eine Bootsfahrt von Battambang zu unserer letzten Station in Kambodscha, Siem Reap. Diese führt über den See Tonlé Sab, der größte Binnensee Südostasiens und dauert ca. 8 Stunden.
Nahe Battambang ist der Fluss so schmal, dass wir kaum durchkommen. Manchmal muss das Boot richtig rangieren, um nicht im überwachsenen Flußufer stecken zu bleiben. Später wird der Fluss dann breiter.
Wir kommen abermals an schwimmenden Dörfern vorbei. Hier spielt sich das Leben zu einem großen Teil auf dem Wasser ab. Diese Passagiere werden von anderen Bewohnern abgeholt:
Dann weitet sich der Fluß und wir fahren ein Stück über den Tonlé Sab und schließlich nach Siem Reap.
Und auch das gibt es in Kambodscha: